Stellungnahme: Gegenvorschlag „bezahlbares Wohnen Dietikon“

Ein Jahr Arbeit – und eine Lösung, die keine ist 

Vor einem Jahr haben wir, das Initiativ-Komitee, unsere Initiative für mehr bezahlbaren Wohnraum in Dietikon dem Stadtpräsidenten Roger Bachmann (SVP) überreicht. Der Stadtrat entschied sich damals einen Gegenvorschlag auszuarbeiten. Nach einem Jahr ist nun klar: Das Warten war pure Zeitverschwendung, der Gegenvorschlag ist eine Farce.

 

Die Dietiker Regierung zeigt abermals, dass ihr das Thema Wohnen, für alle die kein Eigenheim besitzen, egal ist. Sie will, dass Immobilien-Entwickler durch luxuriöse Ersatzneubauten, die für gutbetuchte Doppelverdiener ohne Kinder designt sind, bezahlbaren Wohnraum ersetzen. Dies geschieht ohne Rücksicht auf die Menschen, die bereits seit Jahren in diesen Wohnungen leben.

Es ist ein Fakt, dass in Dietikon ab Ende der 50er bis in die 70er Jahre ein Bauboom stattgefunden hat. Ein Grossteil der in dieser Zeitspanne entstandenen Wohnblöcke sind sanierunfällig. Das ist die Chance für Immobilienfirmen, ihr Portfolio aufzubessern. Ein Beispiel: Im Gjuchquartier wurden in den letzten Jahren mehrere Blöcke saniert und dabei die Mieten fast verdoppelt. Die Bewohner, welche in diesen Wohnungen lebten, hatten das Nachsehen und mussten sich, teils sehr kurzfristig, neu orientieren. Gleichzeitig profitieren Immobilienfirmen von der Aufwertung der Infrastruktur in Dietikon, wie etwa der Limmattalbahn. Sie profitieren von neuen Spielplätzen und unseren guten Schulen. Sie profitieren von Dietikon auf Kosten der Steuerzahler:innen und auf Kosten der Mieter:innen.

 

Das durchschnittliche Reineinkommen pro Jahr von Verheirateten mit Kindern und Einelternfamilien in Dietikon ist 55’822 Fr. Eine typische 3.5 Zimmer Wohnung in Dietikon kostet 1’745 Franken. Das bedeutet, dass sich bereits heute die durchschnittliche Familie in Dietikon keine adäquate Wohnung leisten kann. Entweder leben die Menschen also in Wohnungen die ihrem Bedarf nicht entsprechen, oder aber sie überstrapazieren ihr Budget mit der Miete. Von dieser Thematik sind jedoch nicht nur Familien sondern auch junge Erwachsene und Rentner betroffen. Dies zeigt sich so: Junge Menschen bleiben bei den Eltern, Pärchen verschieben die Familiengründung nach hinten, alte Menschen müssen zuschauen, wie Ihre Renten durch die Mieten verschlungen werden. Unsere Regierung macht Wohnbaupolitik für Personen, die nicht hier leben und nichts zu Dietikon beitragen. Aussen vor bleiben die Menschen, welche sich hier ihr Leben aufgebaut haben.

 

Den Gegenvorschlag des Stadtrates können wir nicht ernst nehmen. Fast alle Parteien in Dietikon, von links bis rechts, schreiben sich bezahlbaren Wohnraum auf die Fahne. 49.53 Prozent der Stimmbevölkerung Dietikon sagten am 9. Februar 2020 Ja zur nationalen Initiative „für mehr bezahlbaren Wohnraum“. Der Stadtrat verkennt die Zeichen der Zeit und stellt sich mit dem zahnlosen Gegenvorschlag gegen die Interessen der Dietiker Bevölkerung.

 

Wahlparolen sind schnell gefasst. Wir fordern nun von allen Parteien, den Worten Taten folgen zu lassen und sich mit uns für mehr bezahlbaren Wohnraum in Dietikon einzusetzen. Ein erster Schritt ist die Unterstützung unserer Initiative, welche im Sommer zur Abstimmung gelangt.

 

Für das Initiativ-Komitee: Katharina Kiwic, Johannes Küng, Silvan Fischbacher, Philipp Sanchez, Matteo Casanova und Aurora Melo Moura