Frauenstreik 2020 – mehr Geld, mehr Zeit, mehr Respekt

Der Frauenstreik 2019 war die grösste politische Aktion seit dem Generalstreik 1918: Über eine halbe Million Menschen gingen lautstark, bunt, friedlich, kreativ auf die Strassen der Schweiz. Unvergessen sind all die motivierenden Begegnungen, die Euphorie, die Breite der Kundgebungen, die unglaubliche Solidarität.

Unsere Forderungen waren klar und nicht zu überhören:

 

  • gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit und die Aufwertung der «Frauen*berufe», auch für bessere Renten
  • eine gerechte Aufteilung der gratis Care Arbeit und flächendeckende Strukturen zur problemlosen Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • eine proportionale Repräsentation von Frauen* in Machtpositionen von Wirtschaft, Politik, Kultur, Medien und Gesellschaft
  • Schluss mit sexuellen Belästigungen, Stalking und frauen*feindlicher Gewalt

Was hat die Frauenwahl gebracht?

Es wurde dann auch ein bisschen über diese Forderungen gesprochen und der Wahlherbst wurde zur wuchtigen Frauen*wahl. Auch im Zürcher Stadtparlament rücken mehr Frauen nach und sie übernehmen mehr Verantwortung. Ob die grossen Würfe in Bundesbern, auf kantonaler Ebene und in Zürich für die reale Veränderung der Lebensbedingungen der Frauen* (aka mehr Geld, mehr Zeit, mehr Macht und Respekt) gelingen werden? Die Zeit für eine Bilanz ist wohl noch etwas verfrüht, die politischen Mühlen mahlen halt langsam in der Schweiz.

 

Warum ist die Corona-Krise so wichtig für die Streik-Anliegen?

Was aber in der Corona-Krise allen Menschen in diesem Land klar geworden sein dürfte: Die typischen Frauenberufe in der Kinderbetreuung, in der Pflege, im Detailhandel und in der Reinigung sind systemrelevant und sie werden nach wie vor schlecht bezahlt. Klatschen ist zwar wichtig für die Sichtbarkeit und ist richtig. Aber es reicht eben nicht – es braucht Taten statt Worte.

 

Im Privaten hat sich zudem gezeigt, dass sofort die Frauen vermehrt in der Pflicht waren im Fernunterricht und in der Kinderbetreuung während des Lockdowns – neben dem Beruf. In der Debatte um den nationalen Vaterschaftsurlaub (was für ein Wort!) werden nun auch die Stimmen laut, die das Anliegen als Luxusproblem bezeichnen, jetzt wo es doch um eine veritable Wirtschaftskrise geht. Leider zeichnet sich dieser Diskurs auch jetzt schon ab rund um die Erhöhung des Vaterschaftsurlaubs beim Stadtzürcher Personal: Wir haben nun andere Probleme zu lösen, zu teuer, nice to have, aber zwei Wochen sind doch schon allerhand.

 

Der Weg ist also weiterhin lang und steinig, aber die Bewegung ist nicht zu stoppen. Wir bleiben laut und hartnäckig!